Neandertaler-Gene beeinflussen heute noch entscheidend unser Leben
Im Ernstfall kann der Mensch heutzutage aus dem Schlaf, im Dunkeln, aus der größten Ruhe sofort durchstarten, um sich in Sicherheit zu bringen. Programme aus der Urzeit der Menschheit laufen dabei ab. In Bruchteilen von Sekunden kommt der Körper zu Höchstleistungen. Nun kann er auf Bäume klettern und schneller laufen als der Feind.
Damit die Körpermasse (60-80 kg und mehr) starten kann, läuft automatisch ein von Hormonen gesteuertes Programm ab. Die Kreislaufaktivität schießt in die Höhe. Der Herzschlag kann sich von einem auf den anderen Schlag verdoppeln. Der Atem wird schneller. Die Energiespeicher werden geleert und in Bewegungsenergie umgesetzt. Damit der Mensch im Dunkeln besser sehen kann, werden die Pupillen größer. Damit er beim Klettern auf Bäume gut greifen kann, produzieren die Hände Schweiß, denn trockene Hände würden aufreißen, Dasselbe passiert mit den Füßen, auch sie produzieren Schweiß, denn der Urmensch lief barfuß über Stock und Stein. Es wird Vorsorge getroffen, falls Verletzungen auftreten: Die Gefäße in den Armen und Beinen verengen sich. So werden sie weniger durchblutet. Bei größeren Verletzungen (z.B. barfuß über spitze Steine) ist so der Blutverlust geringer. Gleichzeitig erhöhen sich die Blutgerinnungsfaktoren.
Die Schmerzempfindlichkeit wird geringer. Das Blut, das sich aus Armen und Beinen zurückzieht, versorgt jetzt vermehrt die Herz-Kreislauf-Organe, die besser durchblutet werden müssen, weil sie auf Hochtouren arbeiten. Das Denken wird reduziert, damit vorprogrammierte Reflexhandlungen ablaufen können und nicht etwa durch Gedanken gestört werden.
Die Aggressivität wird erhöht, die Fluchthormone wirken gleichzeitig als Angriffshormone, denn wenn die Flucht nicht gelingt, folgt eine viel größere Herausforderung: Der Feind muss vernichtet werden. Dafür wird vermehrt das Angriffshormon Noradrenalin produziert. Das Fluchthormon Adrenalin wird ausgeschüttet. Das macht uns so aggressiv, dass Hemmungen überwunden werden. Der Mensch ist in der Lage, mit dem Feind zu kämpfen. Das Hormon Hydrocortision fördert die Blutgerinnung und unterdrückt Schlaf, Sexualität, Verdauung – all das, was eine Flucht verhindert.